Hallo ihr Lieben,

ich muss meinen Gedanken einfach mal etwas Luft machen.

Die Mithibblerinnen kennen meine Geschichte ja in etwa: Seit meiner FG Mitte Oktober versuchen wir, wieder schwanger zu werden.
Ich habe immer noch keine passende FÄ gefunden, nächste Woche habe ich endlich einen neuen Termin. Bisher sind alle Aussagen gleich: Es sieht alles gut aus, machen Sie sich keine Sorgen, es hat ja beim ersten Mal sofort geklappt.

Der 4. ÜZ ist gestern erneut erfolglos geendet. Und jetzt resigniere ich. Ich bin einfach müde und geschafft. Als die Periode gestern eingesetzt hat, habe ich eigentlich nur kurz geweint, und habe dann sofort einen Rettungsanker in die Hand genommen: unsere Flitterwochen endlich nachholen, im Juni fliegen wir nach Quebec, jetzt mache ich es offiziell. Außerdem habe ich uns für ein Programm eingeschrieben, um einen Blindendhund in Ausbildung für ein paar Monate bei uns aufzunehmen. Babyersatz, sozusagen.
Abends, auf dem Weg in die Stadt, um einen Reiseführer zu kaufen, wurden die Regelschmerzen dann immer schlimmer. Es fühlte sich genauso an wie im Oktober, als ich nachts in der Notaufnahme lag. Heftige wehenartige Schmerzen. Ich weiß nicht mal, ob es schlimmer war als die letzten Male, aber gestern habe ich einfach nur diese verdammte FG wiedererlebt. Es war furchtbar. Wie kann es sein, dass mein Körper noch nicht bereit für eine erneute Schwangerschaft ist, obwohl mein Kopf sich nichts sehnlicher wünscht?
Klar, 4 ÜZ sind vielleicht nicht besonders viel. Aber ich nehme ein Folsäurepreparat mit Vitaminen, zusätzlich mache ich eine Vitamin-D-Kur, ich trinke auch in der 1. ZH keinen Alkohol mehr, Kaffee auch nur noch ganz wenig, ich bewege mich ausreichend, ernähre mich wie immer ausgewogen. Wir haben verschiedene „Techniken“ probiert: alle zwei Tage nach der Periode herzeln, mit Ovulationstests und dann durchgehend während der gesamten fruchtbaren Zeit, usw. Insgesamt habe ich das Gefühl, so viel zu machen, aber es will einfach nichts werden.

Als ich gestern Abend dann vor Schmerzen und Verzweiflung in den Armen meines Mannes lag, habe ich ihm endlich deutlich sagen können, was ich fühle: Ich bin es leid, dass alles an mir hängt. Ist ja auch zum Teil normal, schließlich tragen wir Frauen die Kinder aus. Aber ich alleine verspüre die Schmerzen, ich alleine kann testen, wann der richtige Zeitpunkt ist, und mache dann den „Plan“ fürs Herzeln, ich alleine spüre alle vermeintlichen Symptome in der 2. ZH. Heute Morgen hat er mir dann gesagt, dass er jetzt auch eine Zeit lang komplett auf Alkohol verzichten wird und ein Spermiogramm machen will.

Diese ganze Planung rund um den Kinderwunsch raubt mir einfach jegliche Kraft und auch die Möglichkeit, mich auf andere Dinge zu konzentrieren. Ich habe immer den Kalender im Hinterkopf, sei es der Eisprung- oder der SSW-Kalender, und das blockiert mich darin, irgendetwas zu planen („nein, an dem WE im Mai kann ich nicht alleine wegfahren, da müsste ES sein“). Und der Spaß beim Sex ging die letzten Male auch deutlich flöten, es war einfach ein Pflichtprogramm, noch dazu fast immer von mir initiiert (mit Ovus etwas besser, weil mein Mann dann die CB-Smileys im Bad von alleine sehen konnte).
Bei meiner ersten SS war es einfach wie im Bilderbuch: drei Wochen nach unserer Hochzeit, ohne auf den ES zu achten oder meine Zykluslänge zu kennen, ein fabelhaftes Wochenende zu zweit, und drei Wochen später der positive Test. Das wünsche ich mir wieder. Allerdings verbiete ich mir auch zu sagen, dass ich halt „einfach locker bleiben muss, dann klappt es von alleine“. Denn das suggeriert ja wieder, dass es meine Schuld ist, dass es nicht klappt. Und eigentlich glaube ich auch nicht wirklich daran, denn ich kenne sehr viele, bei denen es auch trotz pingeligster Planung innerhalb der ersten beiden Versuche geklappt hat.

Jetzt muss ich mich einfach mit dem Gedanken abfinden, dass es wahrscheinlich 2022 kein Baby mehr geben wird. Dafür eine schöne Reise und vielleicht einen Pflegehund.

Sorry für diesen ellenlangen Text, der auch gar nicht nach Antworten schreit. Es tut einfach nur gut, sich mal alle Gedanken von der Seele zu schreiben.

Du hast mir grad aus der Seele gesprochen ❤️

Liebe Reb,
es tut mir so Leid, dass du dich so fühlst. Ich kenne diese Gedanken auch soooo sehr. Vielleicht hattest du im Hibbelthread ja auch gelesen, dass meinem Mann und mir diese geplanten Zyklen durch die KiWu-Klinik so zugesetzt haben, dass wir diese Art der Betreuung wieder zurückgeschraubt haben. Es ist leider so leicht gesagt, dass man den Kopf freimachen muss - Selbst wenn wir Frauen keine Ovus benutzen, keine Temperatur messen etc., haben wir ja doch eine ungefähre Ahnung davon, wie lange der Zyklus ist und wann ungefähr der ES sein müsste. Daher ist es so schwer, tatsächlich abzuschalten.
Vielleicht kannst du für dich aber dennoch bewusst auf manche Dinge verzichten. Vielleicht nicht durch die fruchtbaren Tage mit jeden Tag herzeln quälen, weil Sex doch eigentlich auch etwas schönes sein soll, sondern versuchen, bewusst die Lust dazu zu empfinden. Vielleicht die Ovus weglassen, um sich dieser äußeren Kontrolle zu entziehen. Misst du die Temperatur? Das habe ich z.B. auch schon vor fünf Jahren, als wir den Kinderwunsch angingen, sein gelassen, weil ich mich eben von diesem Zwang freimachen wollte.

Ich finde es gut, dass ihr euch bewusst andere schöne Dinge sucht. Das ist soooo wichtig! Nach Kanada zu fliegen ist ein echter Hammer, das macht nicht jeder einfach mal! Und auch die Idee mit dem Pflegehund ist etwas sehr schönes. Mach dich hier von dem Gedanken frei, dass er ein Babyersatz ist. Es ist ja doch nicht zu vergleichen und Hunde haben einfach eine so schöne, beruhigende, aufmunternde Art, dass sie viel mehr als ein bloßer Ersatz für irgendetwas sind.

Ich wünsche dir und deinem Mann alles erdenklich Gute, dass ihr wieder zu mehr Entspannung zurückfindet ❤

Liebe Reb!
Ich kann dich sehr gut verstehen. Meine Geschichte ist so, dass ich eigentlich erst mit 40 wirklich ernsthaft anfangen konnte zu probieren, da meine langjährige Beziehung davor zerbrochen war an der Tatsache, dass der besagte Mann zwar über Jahre behauptete, er wolle Kinder mir mir, sich dann aber mit allerhand aus der Affäre gezogen hat. Die Details würden den Rahmen sprengen....
Das Ende vom Lied war, dass ich ihn von heute auf morgen verlassen habe, da war ich 38 und dachte "okay, das war's dann jetzt mit dem Traum vom Kind". Das Schicksal war mir gnädig und ich traf meinen jetzigen Mann, mit 41 war ich schwanger und mit 42 kam unsere Tochter auf die Welt.
Ich kenne das Gefühl so gut, diesen Druck, dieses ständige Hoffen und Bangen, es ist total zermürbend. Man hört ständig diese und jene Geschichte von anderen Frauen (so wie meine) wo alles gut ausgegangen ist, das gibt kurz Hoffnung, und kurz darauf kommt wieder die Frage "und was, wenn das alles bei mir halt nicht so sein wird?".
Was ich sagen will: auch wenn Du jetzt keine Hoffnung hast und die Angst überwiegt, ich habe Hoffnung für Dich und glaube ganz fest daran, dass Du eine ganz wundervolle Mutter sein wirst!
Geniesst Eure Flitterwochen in Kanada, lasst die Seele baumeln, weit weg von Zuhause und den Sorgen.
Unternehmt schöne Dinge miteinander, egal ob mit Sex oder ohne, egal zu welchem Zeitpunkt. Nur eine kleine Weile.
Es wird Euch und vor allem Dir gut tun! Das ist das allerwichtigste. ❤️

Liebe Reb,
Ich kann jedes deiner Worte absolut nachfühlen. Die Hibbelzeit ist so kräftezehrend und belastend! Ich erlebe das ganz genauso. Auch ich wurde bei den beiden FG beim ersten Versuch schwanger. Sogar so, dass es ausserhalb des ES war und ich mir absolut keine Hoffnungen machte. Und jetzt, mit grösserem Wunsch denn je und Ovus etc ist es plötzlich so schwierig geworden. Und man fragt sich, warum? Was hat sich geändert?
Ich verstehe es leider selbst überhaupt nicht. Natürlich ist die Hibbelzeit noch nicht so lang. Aber es belastet ja trotzdem, weil man es sich so sehr wünscht.
Ich hoffe sehr, dass du dich bei deinem neuen FA gut aufgehoben fühlst. Vielleicht kehrt dann das Vertrauen auch wieder ein Stückchen zurück.
Toll finde ich, dass du den Fokus jetzt auf andere Dinge lenkst. Denn die glückliche Beziehung leidet ja wirklich sehr darunter..
Ich habe daher auch etwas resigniert und möchte wieder mehr zu meiner psychischen und körperlichen Gesundheit finden, mehr die Zweisamkeit geniessen etc.. Denn ich kann es leider nicht beeinflussen, dass die Wartezeit verkürzt wird. Wir tun ja wirklich schon alles mit Nahrungsergänzungsmitteln und Sex zum optimalen Zeitpunkt...
In deiner Beschreibung finde ich es so schön, wie dein Mann und du zusammen an einem Strang zieht. Das ist wirklich ein ganz grosses Glück.
Ich weiss nicht, ob es klappt, aber es hat mich auch sehr belastet, dass alles "von mir abhängt", daher habe ich meinen Partner gefragt, ob er nicht künftig mein Zyklusblatt auswerten möchte. Und er war total begeistert, mir etwas abnehmen zu können. Mal sehen, ob es klappt 😂
Auf jeden Fall stehen deine Chancen sehr, sehr gut, dass du bald wieder schwanger wirst und bleibst. Vielleicht hilft es dir, dass ich sehr fest daran glaube, dass es bald soweit sein wird!
In einem Buch habe ich letztens gelesen "Was würdest du tun, wenn ich dir sage, im nächsten Jahr wirst du ein Baby bekommen". Ich wünsche es dir von ganzem Herzen und glaube ganz fest an euer Glück. Und ich sage mir auch, lieber dieses Mal länger warten und das Baby bleibt, als wieder beim ersten Versuch schwanger und es wieder zu verlieren.... ❤️

Hallo liebe Reb,

Ich kann es absolut nachvollziehen, dass du müde bist und dass die Zeit kräftezehrend ist. Die mentale Belastung ist unbeschreiblich. Das erinnert mich alles an meine eigene Situation. In Ende Januar 2020 wurde ich schwanger obwohl ich seit der Abbruchblutung der Pille Mitte November keine Periode hatte. Es hat beim ersten Eisprung geklappt. Dann hatte ich eine Fehlgeburt und dann 4 Zyklen lang keinen Eisprung (meine Zyklen waren lang und ich wusste nichts vom PCO). Dann beim nächsten Eisprung war ich schwanger und auch das endete in Fehlgeburt. Dann bin ich ins KiWu Zentrum und hatte Zyklen mit Stimulation und GV nach plan. Ich bin erst im 4. stimulationszyklus (5. Zyklus nach FG) schwanger geworden. Ich bin fast verrückt geworden, wie es sein kann, dass ich 2 mal beim ersten Eisprung schwanger werde und plötzlich gar nicht. Und in der hibbelgruppe gab es so viele positive Tests…ich habe so oft gegoogelt und mich getröstet - 65% der Frauen werden schwanger innerhalb 6 Monaten und 80% innerhalb 1 Jahr.

Jetzt ist Februar 2022 und ich habe immernoch kein Kind und war 4 mal schwanger. Es ist halt so und mir geht es super. Ich genieße das Leben aktuell und ich genieße alle Sachen, die ich mit einem Kind für eine Weile dann nicht mehr machen kann, wie zum Beispiel Skifahren oder eine Fernreise oder paar mal die Woche einen Gläschen Wein. Das Leben ist da um zu leben und genießen und nicht die ganze Energie auf den Kinderwunsch zu fokussieren. Man vergisst dann sich selbst, die eigenen Bedürfnisse und teilweise die Intimität in der Beziehung. Sex ist ein Genuss und eine Verbindung zwischen zwei Menschen und nicht nur da, um ein Baby zu machen. Ich weiß, dass es einfach für mich zu reden ist. Hätte mir jemand so was geschrieben nach der 1. oder 2. FG hätte ich gedacht - ja schön aber ich will ein Kind. Das ist mein Fokus. So habe ich auch gelebt - mit einem Dauerdruck schwanger zu werden und sofort. Ich bin erst jetzt zu dieser Einsicht gekommen und es tut mir so so gut entspannt zu sein.

Es ist definitiv gut, wenn dein Mann einen Spermiogramm macht und schaut wie viel man trinkt und was man isst und wie man sich bewegt. Aber verbote und absoluter Verzicht ist ja auch kontraproduktiv für euch beide. Man wird nicht unfruchtbar wenn man in der Woche 1-2 Gläser Wein oder Bier trinkt. Ich habe so viel darüber gelesen, weil ich schlechte Eizellen habe und ich suche ja das Wundermittel. Auch 1-2 Tassen Kaffee macht nichts aus. Klar, wenn du dich damit unwohl fühlst, ist eine andere Sache aber du machst nichts falsch, wenn du auch bisschen Genuss hast.

Ich kann aus eigener Erfahrung und meiner ganz persönlichen schwierigen Situation sagen, dass ich es absolut verstehe, dass es eine harte Belastung ist, besonders wenn die Uhr tickt. Aber wir dürfen nicht vergessen zu leben!

Ich lebe und habe trotzdem jeden Tag die ganze Zeit Baby Gedanken im Kopf. Ich glaube fest daran, dass ich irgendwann ein Baby haben werde. Nun dauert es bisschen länger und in der Zeit mache ich einfach nur Sachen für mich und meine Beziehung ☺️💛

Ihr Lieben, ihr seid einfach alle so wunderbar 💓 Ich muss jetzt zwar schon wieder weinen, diesmal aber vor Rührung. Es tut so gut, seine Gefühle frei zu äußern, und zu spüren, dass man damit nicht alleine ist. Es ist einfach so, wie meine Psychologin mir auch schon gesagt hat: Das eine schließt das andere nicht aus. Der Kinderwunsch bleibt natürlich, und ich kann die Gedanken daran nicht abstellen. Aber ich kann mein bzw. unser Leben als Paar wieder in den Vordergund rücken und alles genießen, was wir dann zu dritt erst mal nicht mehr (so einfach) machen werden können. Ich werde wieder Pläne machen, als wäre ich zu dem entsprechenden Zeitpunkt nicht schwanger. Und wenn ich in der Zeit schwanger werde, umso schöner, dann lassen sich Pläne auch wieder rückgängig machen oder anpassen.
Gestern Abend haben mein Mann und ich noch einmal ausführlich geredet, und es tut einfach so gut, dass wir so offen reden können. Zur "Feier des Tages" haben wir zusammen angestoßen und ich habe direkt gemerkt, wie mir der Wein zu Kopf gestoßen ist, aber es tat einfach wahnsinnig gut. Wir hatten einen lustigen Abend, leicht angeschwipst sind wir ins Bett - und konnten beide nicht einschlafen. Tja, seit meiner Schwangerschaft vertrage ich tatsächlich gar nichts mehr und der Alkohol lässt mich hellwach und dennoch todmüde im Bett liegen. Aber es tut wirklich gut, sich frei zu machen von dem ganzen Stress und einfach zu machen, wozu man Lust hat.

Temperatur habe ich übrigens nie gemessen, nur mit Ovulationstest den ES bestimmt. Aber eigentlich eh total überflüssig, weil ich mittlerweile weiß, dass ich die Uhr nach meinem Zyklus stellen kann (außer dem Ausreißer nach der C-Impfung). Bei meinem relativ kurzen Zyklus von 26 Tagen geht es relativ schnell nach der 5-tägigen Periode in die fruchtbare Phase über. Ich werden noch mal mit meinem Mann reden, damit vielleicht einfach er, auch wenn wir uns den Kopf jetzt frei machen wollen, meinen Zyklus beobachten kann. Das ist tatsächlich ein interessanter Ansatz.