#1

Was hat euch bei der Bewältigung geholfen?

in Ich bin einfach sehr traurig und möchte reden 13.01.2022 09:40
von Josefine812 • 40 Beiträge | 40 Punkte

Hallo ihr lieben,

Es geht mir momentan nicht besonders gut, es ist auch mehr ein auf und Ab gewesen bis vor zwei Monaten, wo wir - besser ich, einen frühen Abgang in der 5.ssw erlebt habe! Für mich bei weitem nicht so schlimm wie mit Karl 18+6, aber dennoch gings seitdem komplett bergab. Ich bin momentan bei einer Psychologin.
Könnt ihr mir sag, was hat euch wirklich geholfen?
Die Therapien oder doch noch eine erfolgreiche Ss erleben zu dürfen?
Ich weiß langsam gar nicht mehr was ich denken soll, soll ich mich ehr ablenken oder doch noch mehr befassen…was ist noch Ablenkung oder schon Verdrängung?

Vielen dank 🥲

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#2

RE: Was hat euch bei der Bewältigung geholfen?

in Ich bin einfach sehr traurig und möchte reden 13.01.2022 10:35
von Clara • 524 Beiträge | 525 Punkte

Liebe Josefine,
Ich bin vielleicht kein guter Ratgeber, stecke ich doch ebenso mitten drin wie du. Aber ich schreibe dir trotzdem mal, einfach, weil es mir ganz genauso geht. Vielleicht hiflt dir das auch, zu wissen, dass es auch bei anderen ein ständiges Auf und Ab ist und ein extrem harter Weg.
Bei mir ist es wirklich das einzige, das mir hilft, mit meiner Psychologin zu arbeiten. Ich bin dort wöchentlich und bekomme jedes Mal neue Impressionen, wie ich mit meiner Trauer und Angst "leben" kann.
Z.B. hat mir im ersten Schritt geholfen, intensive Gespräche mit den Ärzten zu führen. Also erst einmal überhaupt verstehen, was passiert sein konnte.
Dann habe ich eine Übersicht gemacht mit jeder einzelnen Stellschraube und was ich aktiv tun kann. Klar, man hat nicht auf alles einen Einfluss. Aber alleine die Optimierung von Vitaminen und Meditation etc oder Medikamente habe ich z.B. als Punkt aufgeführt und das Abhaken hat mir gut getan, alles mögliche für eine erfolgreiche Folgeschwangerschaft zu tun, was in meiner Macht steht. Wenn ich wieder ins "Warum" abrutsche, schaue ich darauf.
Weiter hat mir sehr geholfen, mit der Psychologin einen Plan zu machen, was mir hilft, wenn die Angst aufkommt. Also wie eine To Do Liste, an der ich mich heranhangeln kann. D.h. wenn es ganz schlimm wird, schaue ich auf die Liste und mache einen Punkt davon (z.B. Meinen Freund bitten, die Erklärung der Ärzte zu wiederholen, Meditation, meine Leitsprüche aufsagen etc)
Im nächsten Schritt schreibe ich mir Affirmationskarten, die mir vor künftigen Arztterminen helfen sollen etc... Also zusammengefasst, ist mir die Psychologin eine extreme Hilfe. Aber dennoch habe ich immer wieder Tage, an denen ich nur weine. Das gehört wohl einfach dazu 🙈 Vielleicht ist ja ne er ein oder andere Punkt auch was für dich. Aber insgesamt ist es glaube ich ein sehr guter Weg, die Hilfe einer Psychologin in Anspruch zu nehmen ❤️

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#3

RE: Was hat euch bei der Bewältigung geholfen?

in Ich bin einfach sehr traurig und möchte reden 13.01.2022 12:36
von Josefine812 • 40 Beiträge | 40 Punkte

Hallo Clara,

Vielen dank für deine Nachricht!
Es ist schön zu lesen mit diesem Gedanken Wirrwarr nicht alleine zu sein. Ich bin definitiv froh mir eine Psychologin gesucht zu haben, alleine schaff ich das nicht mehr. Wir hatten bis jetzt erst zwei Sitzungen, die „richtige“ Arbeit fängt erst an.
Ja ich hab mittlerweile Angst vor allem und warte quasi nur darauf dass etwas schief geht, was für mich persönlich sehr schlimm ist, ich war immer ein sehr fröhlicher Mensch und immer Lösungsorientiert, aber solche Schicksalsschläge kenn ich halt nicht.
Das klingt alles sehr gut und wenn du sagst dass es hilft, dann muss ich der Sache wohl auch offener zu stehen. Ich hab ja einfach Angst, dass ich es nicht glauben kann. Ich weiß nicht ob man dass versteht?!
Ärztlich gesehen wäre ich beim nächsten mal in guten Händen und trotzdem beruhigt es mich minimal.
Ich habe heute wieder einen Sitzung und bin gespannt. Musste BDI-ll ausfüllen und da schauderte es mich etwas über mich selber��.
Danke für deine Worte, ich wünsche dir viel Kraft auf deinem Weg!! ♥️

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#4

RE: Was hat euch bei der Bewältigung geholfen?

in Ich bin einfach sehr traurig und möchte reden 19.01.2022 00:21
von Kerstin • 9 Beiträge | 9 Punkte

Hallo Josefine,

erstmal mein tiefstes Mitgefühl für den Tod deines Sohnes Karls. Meine Tochter Lara starb vor 5 Jahren, doch erinnere ich mich noch sehr genau an diese erste Zeit.
Mir haben verschiedene Sachen geholfen.
- der Austausch mit anderen Sternenkindmamas. Einige davon hatten bereits Folgekinder und das gab mir Hoffnung.
- eine ambulante Psychotherapie bei einer Therapeutin, die spezialisiert war auf Sternenkindmamas
- Gespräche mit meinen Freund (dem Vater)
- Viel weinen, schreiben und reden mit Lara (meiner Sternentochter) über meine Gefühle
- Yoga
Als ich dann schwanger wurde habe ich noch zusätzlich
- Bindunganalyse gemacht zur Stärkung der Bindung mit meinem Regenbogenbaby. Das hat sich auch sehr positiv auf meine Angst ausgewirkt.
- Hypnobirthing zur Geburtsvorbereitung und die Arbeit mit meinen eignen Ängsten. Meditationen zur Entspannung und Affirmationen.
- Schwangerenyoga.

Trauerbegleitung kannte ich damals noch nicht aber das ist auch eine sehr wertvolle Ressource in der akuten Trauerzeit.
Ich würde immer ganzheitlich schauen, was du brauchst und ich persönlich finde ein breit aufgestelltes Helfersystem am besten.
Auch, dass, was meine Vorrednerin sagt, etwas tun und das Gefühl zu haben "ich habe Einfluss auf bestimmte Dinge" ist unglaublich wichtig und wertvoll.
Raus aus dieser Passivität und dem Ausgeliefertsein in die Aktion :)

Tatsächlich kam ich irgendwann an den Punkt, an dem ich wusste, ich habe alles gesagt und reflektiert. Genug Tränen geweint.
Weiter ging es nicht in meiner Heilung bzw. ich wusste, dass darüber hinaus mich nur eine Folgeschwangerschaft und mein
Regenbogenbaby bringen würde und so war es auch. Mit ihr kam eine Form der Freude zurück in mein Leben, die seit Laras Tod
verloren war. Mit ihr war nicht mehr nur Trauer in meinem Leben, sondern auch wieder eine tiefe wahre Freude.

Und dennoch - auch heute, 5 Jahre später - gibt es diese dunklen Momente und auch heute - vermisse ich sie noch unglaublich.
Das wird nie vergehen, aber das muss es auch nicht.

Alles Liebe für dich!
I

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#5

RE: Was hat euch bei der Bewältigung geholfen?

in Ich bin einfach sehr traurig und möchte reden 03.11.2022 14:35
von Moonsun2022 • 7 Beiträge | 7 Punkte

Würde das auch gerne wissen. Da es bei mir bei der 4. Schwangerschaftswoche schon passiert ist und ich das alles das aller erste Mal erlebe

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#6

RE: Was hat euch bei der Bewältigung geholfen?

in Ich bin einfach sehr traurig und möchte reden 04.11.2022 15:37
von Katrin • 368 Beiträge | 368 Punkte

Liebe Moonsun,

mein Mitgefühl für deinen Verlust! Es ist hart, was du gerade durchmachst.

Ich habe unser erstes Kind auch früh verloren und ich finde das in manchem noch schwerer, als wenn es später passiert. Es gibt kein Ultraschallbild, keinen Mutterpass, keinen "Beleg", keine greifbaren Erinnerungen. Das fand ich richtig schwer. Und trotzdem lieben wir unsere Kleinen schon so sehr und sie fehlen unendlich.
Deshalb: Klar darfst du so traurig sein. Es ist schrecklich, aber du bist nicht allein.

Ich zähle mal ein bisschen auf, was mir geholfen hat:

Wir haben unseren Sternenkindern Namen gegeben. "Richtige" Namen fanden wir unpassend, weil sie noch so klein waren. Deshalb heißen sie Lämmchen und Spatz. Es ist gut, sie mit Namen ansprechen zu können und über sie sprechen zu können.

Ich spreche mit ihnen, erzähle ihnen, wie lieb ich sie habe und ich hoffe, dass es ihnen gut geht. Manchmal habe ich auch das Gefühl, ihre Seelen besuchen uns. Das hört sich vielleicht verrückt an, aber es ist tröstlich.

Auch über unsere Kinder und meine Trauer, meinen Schmerz zu sprechen hilft. Mit meinem Mann, meiner Familie, Freundinnen. Da hatte ich das Glück, liebe Menschen um mich zu haben. Das wünsche ich dir auch!

Wir haben eine Sternenecke eingerichtet. Das hat mir mehr geholfen, als erwartet. Das haben wir erst nach der 2. Fehlgeburt gemacht, wo ich weiter war und es Erinnerungsstücke gab, aber es hätte mir auch schon nach der ersten geholfen. Wir haben eine Ecke im Wohnzimmer eingerichtet. Da steht eine kleine Kiste mit den wenigen Erinnerungen. Ultraschallbild, aber auch die Folsäuretabletten und der Bändel vom Krankenhaus...
Auf die Kiste hat mein Mann wunderschöne Bilder von einem Lämmchen und einem Spatz gemalt. Außerdem habe ich da Blumen, eine Kerze, Gedichte, die mir geholfen haben. Am Anfang saß ich ganz viel davor und habe geweint. Auch frische Blumen dafür zu pflücken ist ein schönes Ritual. Mal sehen, was ich mache, wenn es bald keine Wiesenblumen mehr gibt.

Außerdem habe ich eine Kette mit einem Anhänger von einem Lämmchen, die ich immer trage. Als Spatz starb, kam noch ein zweiter Anhänger dazu. So habe ich immer etwas von ihnen bzw. eine Erinnerung, die ich anfassen kann bei mir.

Das Buch von Rosa Koppelmann "Vertrauen nach Fehlgeburt" fand ich ganz gut.

Ganz wichtig war meine Hebamme. Falls du noch keine hast, wie ich vermute, rate ich dir, noch eine zu suchen. Das steht dir rechtlich zu. Die weiß Bescheid, hört zu, kann Fragen beantworten und vor allem hat mich meine Hebamme akupunktiert. Das hat mir jedesmal sehr gut getan und ich habe das über Wochen in Anspruch genommen.

Sie hat mir auch den Tipp gegeben Rescue-Tropfen (Bachblüten) zu nehmen und was ich noch besser fand: Verbena officinals Urtinktur. 50 Tropfen auf einen Liter Wasser über den Tag verteilt trinken. Hab ich auch lange gemacht.

Außerdem habe ich mich lange krankschreiben lassen. Ich hätte einfach nicht arbeiten können. Mir ging es so schlecht. Das ist völlig legitim.

Ich habe viel geweint. Wirklich viel. Das darf und soll raus und ganz bewusst zu trauern ist wichtig. Du hast dein Kind verloren, die gemeinsame Zukunft, deine Mutterschaft, die Hoffnung. In den Arm genommen werden tat gut.

Manchmal war auch Ablenkung gut. Hörbücher oder Podcasts hören, lesen.

Es hat leider länger gedauert, bis es mir besser ging, als ich das erwartet hatte. Das ist schwer, aber es darf sein. Ich dachte, wenn das Kind länger tot ist, als es in meinem Bauch war, muss es doch besser sein. So schnell ging es leider nicht und ich dachte ich kann doch nicht so lange und intensiv trauern. Doch! Das ist ok. Vielleicht gehört es dazu. Genauso wie das dauernde Auf und Ab. Bei mir jedenfalls wurde es nicht linear besser, sondern sehr schwankend.
Aber es wird besser! Auch wenn es sich jetzt nicht so anfühlt für dich. Ich werde unsere Kleinen bestimmt nie vergessen und es gibt immer noch Momente, wo sie mir so sehr fehlen, dass ich weine. Aber inzwischen sind wir vor allem dankbar, dass wir wenigstens unsere Sternchen haben.

Die Zeit hilft, damit zu leben. Alles andere, was ich geschrieben habe, sind nur kleine Hilfen. Schließlich kann nichts die Kinder zurückbringen. Aber es ist besser als nichts.

So, das waren jetzt viele Worte. Vielleicht ist ja etwas dabei, was dir hilft.
Ich wünsche dir viel Kraft und Zeit und Ruhe, um langsam zu heilen. Alles Gute!

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#7

RE: Was hat euch bei der Bewältigung geholfen?

in Ich bin einfach sehr traurig und möchte reden 04.11.2022 15:48
von Katrin • 368 Beiträge | 368 Punkte

Gerade fällt mir noch etwas ein:
Trotz oder vielleicht auch gerade wegen des Tabus habe ich offen kommuniziert, dass ich eine Fehlgeburt hatte.
Ein bisschen hat mich gestört, dass dann alle von unserem Kinderwunsch wussten. Aber viel wichtiger war, dass ich nicht so tun konnte, als wäre alles normal, während es mir so beschissen ging.
Nicht alle, aber die meisten Reaktionen waren freundlich.

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#8

RE: Was hat euch bei der Bewältigung geholfen?

in Ich bin einfach sehr traurig und möchte reden 04.11.2022 20:14
von Anna87 • 122 Beiträge | 122 Punkte

Moonsun, wie lange hattet ihr schon den Kinderwunsch? War das dann eine OP oder eine natürliche FG? Geht es dir heute etwas besser?

Liebe Grüße
Anna

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#9

RE: Was hat euch bei der Bewältigung geholfen?

in Ich bin einfach sehr traurig und möchte reden 05.11.2022 13:04
von Moonsun2022 • 7 Beiträge | 7 Punkte

Hallo Anna87,
nächstes Jahr im Februar sind es genau zwei Jahre so lange haben wir den Kinderwunsch! Es war eine natürliche Fehlgeburt. Die kam am Dienstag plötzlich. Als ich auf Toilette gegangen war habe ich bemerkt das in meinem Slip Blut ist und das es die Form eines Babys war was auch im Slip mit dabei lag. Das hat mich sehr schockiert! Habe geweint die ganzen Tage nur. Es geht so. Bin immer noch sehr traurig und habe große Schwierigkeiten mit Verlusten umzugehen. Das dauert bei mir immer bis ich damit klar komme. Aber vielen Dank für die Nachfrage!

Liebe Grüße
Moonsun

zuletzt bearbeitet 05.11.2022 13:05 | nach oben springen


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