Heute nehme ich mal meinen ganzen Mut zusammen und schreibe euch unsere Geschichte.
Ich heiße Anja, bin 37 Jahre alt und Erzieherin, verheiratet und wir haben einen 8 jährigen Sohn, der so gerne ein Geschwisterchen hätte.
Nach 2 Jahren probieren, haben wir dann am 29.3.21 endlich positiv testen können.
Alle freuten sich mit uns, wir hätten nicht glücklicher sein können. Nach unserem Sohn sollten wir nun einen Tochter bekommen. Hätte es perfekter sein können? Ich konnte mein Glück nicht fassen.
Nach 4 Wochen Reha mit meinem Sohn hatten wir nun endlich am Dienstag, den 27.7.21 wieder einen Termin beim Frauenarzt. Mein Mann würde seine Tochter zum ersten Mal nun endlich auf dem Ultraschallgerät sehen können. Aufgeregt machten wir uns auf den Weg dorthin. Voller Vorfreude.
Als ich nun auf der Liege lag und die Frauenärztin das Ultraschallgerät auf meinen Bauch setzte, wurde sie auf einmal sehr ruhig. Sie sagte uns, das ich zu wenig Fruchtwasser hätte und unsere Tochter zu klein ist. Sie wäre auf dem Stand 17. Woche, obwohl ich eigentlich in der 22. Woche war. Sie brach den Termin dann auch ab und überwies uns in die Uniklinik.
Der Termin fand Gott sei Dank schon am nächsten Tag früh statt.
In der Uniklinik bestätigte der Chefarzt den ersten Versacht meiner Frauenärztin.
Unsere Tochter hatte das Wachsen aufgehört. Herzaktivität war soweit gut, aber sie wurde durch die Plazenta nicht mehr richtig versorgt.
Diagnose: Plazentainsuffizienz, Stufe 3
Der Chefarzt klärte mich wegen dem Help-Syndrom auf und sagte uns, das er unsere Tochter auf jeden Fall in der 24. Woche holen muss.
Am Freitag, 30.7.21 hatten wir wieder einen Termin dort. Fruchtwasser war nun keins mehr vorhanden und es hatte sich Wasser um ihr Herz gebildet. Der Chefarzt sagte uns, das die Kinder mit solchen Bildern sich selbst entscheiden innerhalb von 72 Std zu gehen.
Für uns war nun jegliche Hoffnung weg und für uns brach eine Welt zusammen.
Am Abend saß ich mit meinem Mann auf dem Sofa, es war 22/22.30 Uhr und es blubberte übelst in meinem Bauch. Das war laut dem Chefarzt wahrscheinlich der Moment, wo unsere Tochter gestorben ist.
Am 3.8.21 waren wir wieder zum Kontrolltermin in der Uniklinik. Dort bestätigte uns der Chefarzt, das das Herz unserer Tochter aufgehört hat zu schlagen.
Ich wurde daraufhin sofort stationär aufgenommen und die Geburt eingeleitet.
Am 4.8.21 um 12.30 Uhr wurde unsere Tochter Tia in der 23.Ssw still geboren.
Zu dem Ganzen kam noch hinzu, daß wir am 29.7. umgezogen sind. Wir haben uns 1 Woche nach der Geburt 2 Wochen eine Auszeit genommen und sind in den Urlaub gefahren. Dort schien mir alles so unwirklich und ich konnte tatsächlich abschalten.
Am 18.9.21 war dann die Beerdigung unserer Tochter, die so liebevoll, würdevoll und friedvoll gestaltet wurde.
Nun sitzen wir in unserer neuen Wohnung, wo wir doch zu viert einziehen wollten. Wie sieht mein Alltag nun aus? Ich bin derzeit krankgeschrieben, da ich ja rechtlich keine Geburt hatte. Meine Chefin fragte mich, ob ich wieder arbeiten könnte, in der Kinderkrippe.
Für mich echt unvorstellbar :(
2 Monate sind wir nun Eltern von 2 Kindern und wünschen uns sooo sehr noch ein Baby. Mir gehen sooo viele Gedanken dazu im Kopf umher. In meinem Kopf geht es hin und her... jetzt sofort es nochmal probieren oder lieber warten. Ich weiß es nicht...
LG