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"Dein Weg ist im Gesundheitssystem nicht vorgesehen"

in Eure Geschichte 13.08.2021 17:29
von Luna279 • 8 Beiträge | 8 Punkte

Hallo liebe Forums-Mitglieder,

ich möchte meine Geschichte mit Euch teilen und hoffe, dass ich Euch damit ermutigen kann, selbstbestimmt Euren Weg zu gehen.

Februar
Ich bin im Februar 2021 schwanger geworden, mein Mann und ich haben uns gefreut und gleichzeitig hatte ich auch Respekt vor den Veränderungen in unserem Leben. Bei der ersten Untersuchung bei meiner Frauenärztin war alles in Ordnung. Ich habe mich um eine Hebamme gekümmert (und gefunden) und sogar einen "Platz" im Geburtshaus bekommen, das hatte ich mir sehr gewünscht.

Ende März
Eine Woche nach dem Termin im Geburtshaus (11. SSW) hatte ich eine ganz leichte Schmierblutung und war beunruhigt. Auf Drängen habe ich einen Termin bei meiner Frauenärztin bekommen, im Ultraschall war leider zu sehen, dass mein Baby nicht weiter gewachsen ist, wahrscheinlich hatte es schon einige Wochen vorher aufgehört zu wachsen. Wir haben kurz darüber gesprochen, wie es weitergeht und sie sagte mir, dass ich auch erst mal warten könnte, ob sich alles von alleine löst. Das klang für mich erstmal gut - ich war eh durcheinander. Mein Mann wartete draußen auf mich, dank Corona durfte er nicht mit rein. In dem Moment hat es mich am traurigsten gemacht, ihm die Nachricht zu überbringen, weil er sich von Anfang an so unglaublich gefreut hat. Gleichzeitig haben wir uns in diesem Moment sehr verbunden gefühlt und ich war dankbar, dass unser Leben sonst so schön ist. Wir haben die Zeit des Wartens genutzt, gemeinsam traurig zu sein, haben unserem Baby einen Namen gegeben, ihr Briefe geschrieben und sie verabschiedet. Ich glaube all das und auch das Wissen, dass es vielleicht noch nicht an der Zeit war, hat mir geholfen, das zu verarbeiten und zu akzeptieren.

April
Ich hatte in der Zeit auch stärkere Blutungen und habe Gewebestücke verloren, so dass ich ungefähr einen Monat später zur Kontrolle bei meiner Ärtztin gegangen bin. Leider war bei der ersten Blutung nicht alles gegangen, so dass sie mir zu einer Ausschabung geraten hatte. Im Grunde hat sie mir den Überweisungsschein in die Hand gedrückt, mir gesagt, dass das jetzt das beste für mich wäre und ich nur so schnell wieder schwanger werden kann... ohne überhaupt auch zu fragen, wie es mir geht. Ich war total überrumpelt und v.a. verletzt, dass ich so schnell abgefertigt worden bin und sie mich auch unter Druck gesetzt hat, dass müsste innerhalb einer Woche geschehen. Für mich fühlte sich das einfach nicht richtig an.
Glücklicherweise hat mich eine Freundin auf die Idee gebracht, eine zweite Meinung einzuholen und mir außerdem empfohlen mit ihrer Patentante zu sprechen - Frauenärztin in Rente. Zusätzlich habe ich eine Frauenärztin mit TCM-Schwerpunkt angesprochen, die ich aus einer Weiterbildung kannte. Beide Gespräche waren so unglaublich ermutigend - es ist ok zu warten, normalerweise kann der Körper das. Nach den Gesprächen (direkt als ich aufgelegt habe), habe ich tatsächlich eine weitere Blutung bekommen, bei der ich auch wieder große Gewebestücke verloren habe.

Juni
Im Juni war ich zur Kontrolle bei meiner neuen Frauenärztin (die ich leider privat bezahlen muss). Sie hat sich über eine Stunde Zeit für mich genommen, wie haben geredet, sie hat mich ausführlich untersucht und mir alles erklärt. Sie war es auch, die sagte: dein Weg ist im Gesundheitssystem nicht vorgesehen.
Leider waren immer noch Reste in meiner Gebärmutter, aber mein HCG-Wert ist stetig gesunken. Sie hat mir chinesische Kräuter verschrieben, mir Tipps gegeben (Gewürztee trinken, Ingwer, scharf essen, Sex haben, Yoga zu machen - ich habe hier Videos für Yoga während der Periode gemacht, die den Blutfluss anregen...). Und sie hat mich ermutigt und war sicher, dass mein Körper es schafft. Da mich das ganze emotional trotzdem angestrengt hat, habe ich mir Unterstützung bei einer Osteopathin und einer Coach geholt.

Juli
Ende Juli... es hatte sich immer noch nichts getan. Ich fühlte mich gut, fit, mein HCG-Wert ist weiter gesunken. Und ich habe irgendwann entschieden, nicht mehr darauf zu warten und mich damit zu stressen. Mit einer Freundin hatte ich mich für ein Yoga Wochenende angemeldet, bei dem es um das Thema "Rebirthing" ging (Kundalini). Eine Woche vor dem Wochenende habe ich wieder Blutungen bekommen, ziemlich starke. Ich war schon nicht sicher, ob ich das mit dem Yoga hinbekomme. Am Wochenende selber hörten die Blutungen auf, die Übungen waren sehr anstrengend und fordernd für mich. Am Sonntag bin ich ziemlich erschöpft nach Hause gekommen, und konnte mich nur noch ins Bett legen. Auf einmal habe ich wieder richtig krasse Krämpfe bekommen und ein letztes großes Gewebestück "geboren". Es war intensiv und hat sich sehr befreiend angefühlt. Wir haben das Stück begraben und ich war ziemlich platt. Aber auch sehr erleichtert.

August
Heute habe ich einen Schwangerschaftstest gemacht, der negativ ist. Der HCG Wert müsste somit also bei Null liegen. Wahrscheinlich hatte ich in diesem Zyklus sogar schon wieder einen Eisprung (ich messe Temperatur / Zervixschleim). Nächste Woche vereinbare ich nochmal einen Termin zur Kontrolle. Und dann sehen wie es weitergeht. Ich würde mich unglaublich freuen, nochmal schwanger zu werden und ein gesundes, lebendiges Baby auf die Welt zu bringen. Und ich hab auch Angst, dass mir das nochmal passiert.

Vielleicht fragt Ihr Euch, warum ich mir diesen ganzen Aufwand gemacht habe. Ich kann total gut verstehen, wenn manche es einfach nur hinter sich haben wollen oder sich aus anderen Gründen für einen anderen Weg entscheiden. Mir war es einfach wichtig, dass ich das möglichst natürlich hinbekomme. Außerdem habe ich große Angst vor Operationen (auch wenn es wahrscheinlich rational gesehen nicht schlimm ist). Für mich war es der richtige Weg. Und das ist mir wichtig: jede Frau sollte wissen, was möglich ist, um dann eine Entscheidung zu treffen. Und egal, welche Entscheidung du triffst, sie ist richtig, weil sie deine Entscheidung ist.

Kontaktiert mich gerne, wenn Ihr weitere Fragen zu Details habt, ich habe viel auf meinem Weg gelernt :-) Und... ich bin ziemlich sicher, dass es nicht immer so lange dauert, wie bei mir und ich da eher ein Ausnahmefall bin.

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#2

RE: "Dein Weg ist im Gesundheitssystem nicht vorgesehen"

in Eure Geschichte 13.08.2021 19:02
von Susanne • 4.587 Beiträge | 4605 Punkte

Hallo luna, danke, dass Du Deine Geschichte mit uns teilst, es wird die der ein oder anderen sicher hilfreich sein. Liebe Grüße Susanne

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